Investmentfonds oder ETFs – Fertiggericht oder eigener Koch ?

Inhaltsverzeichnis

Stell Dir vor, Du hast zwei Optionen, um Dein Abendessen zu organisieren. Entweder greifst Du zu einem Fertiggericht – es ist schnell zubereitet, kostengünstig und Du weißt im Voraus, was Du bekommst. Kein Stress, kein Aufwand, Du musst es nur in die Mikrowelle schieben. Aber sobald unvorhergesehene Probleme auftreten, wie ein spontaner Besuch oder eine Veränderung in der Zubereitung, hast Du wenig Einfluss auf das Ergebnis. Genauso verhält es sich mit einem ETF (Exchange Traded Fund). Du investierst in ein passiv verwaltetes Produkt, das einen Index wie den DAX oder den MSCI World nachbildet. Die Kosten sind gering, es gibt keine aktiven Entscheidungen zu treffen, aber Du bist komplett abhängig von den Marktbedingungen – ähnlich wie bei einem Fertiggericht: Was drin ist, bleibt drin.

Auf der anderen Seite kannst Du Dich dafür entscheiden, einen erfahrenen Koch zu engagieren. Natürlich kostet das mehr, aber Du kannst Dich darauf verlassen, dass dieser Koch genau weiß, wie man ein Menü auch in stressigen Zeiten perfekt zubereitet. Wenn es hektisch wird oder etwas schiefgeht, reagiert er souverän, passt das Rezept an oder verändert die Zubereitung – immer mit dem Ziel, das beste Ergebnis zu liefern. Diese aktive Rolle des Kochs spiegelt die Funktion eines Investmentfonds wider. Hier übernimmt ein Fondsmanager die Aufgabe, auf Marktentwicklungen zu reagieren, Chancen zu ergreifen und Risiken zu minimieren. Er kann flexibel handeln, wenn es am Kapitalmarkt turbulent wird, und versucht, das Beste für Dich herauszuholen – auch wenn das etwas mehr kostet.

Im Kapitalmarkt bedeutet das, dass ein ETF passiv den Markt nachbildet, ohne auf individuelle Marktschwankungen einzugehen. Sinkt der gesamte Markt, sinkt auch der Wert Deines ETFs – so wie Du bei einem Fertiggericht keine Möglichkeit hast, den Geschmack anzupassen, wenn Du etwas verändern möchtest. Der Investmentfonds hingegen agiert aktiv: Wenn der Markt stürzt, kann der Fondsmanager die Zusammensetzung des Portfolios ändern, um Verluste zu minimieren oder neue Chancen zu nutzen, ähnlich wie der Koch die Zubereitung anpasst, wenn die Küche unter Druck steht.

Die Analogie zwischen einem Fertiggericht und einem eigenen Koch zeigt Dir, welche Art von Anlageform besser zu Dir passen könnte: Bevorzugst Du die einfache, kostengünstige und passive Lösung mit ETFs, oder möchtest Du die etwas teurere, aber flexiblere und aktiv verwaltete Option eines Investmentfonds? In den folgenden Kapiteln beleuchten wir die wichtigsten Aspekte wie Kosten, Flexibilität, Risikostreuung und Anlagestrategien.

Die wichtigsten Punkte vorab

• Kosten: ETFs sind günstiger, da sie passiv verwaltet werden, während Investmentfonds höhere Gebühren aufgrund des aktiven Managements erheben.
Flexibilität: ETFs bieten mehr Flexibilität, da sie wie Aktien an der Börse gehandelt werden. Investmentfonds weniger, da sie in der Regel nur einmal täglich zu einem festgelegten Preis gehandelt werden.
Risikostreuung: Beide Anlageformen bieten eine breite Risikostreuung, allerdings ist das Risikomanagement bei Investmentfonds oft aktiver und gezielter.
Anlagestrategien: Investmentfonds bieten eine , gezielte Anlagestrategie, die auf Marktanalysen und Entscheidungen des Fondsmanagers basiert. ETFs verfolgen eine passive Strategie, indem sie einen Index nachbilden und sich somit weniger stark an Markttrends orientieren.

Was sind Investmentfonds oder ETFs

Um den Unterschied zwischen Investmentfonds und ETFs wirklich zu verstehen, ist es wichtig, die Grundlagen und Unterschiede beider Anlageformen zu beleuchten.( Falls du die Grundlagen noch nicht genau verstehst schau gerne nochmal zum Artikel über die Grundlagen von Kapitalanlagen) Beide sind sogenannte kollektive Kapitalanlagen, bei denen das Geld vieler Anleger gebündelt wird, um es in verschiedene Vermögenswerte wie Aktien, Anleihen oder Immobilien zu investieren. Doch in ihrer Verwaltung und Funktionsweise gibt es entscheidende Unterschiede, die für Deine Anlagestrategie relevant sein könnten.

Beispiele für Investmentfonds

• Aktienfonds: Diese investieren ausschließlich in Aktien. Sie bieten ein hohes Renditepotenzial, gehen aber auch mit höherem Risiko einher.
• Anleihefonds: Sie investieren in festverzinsliche Wertpapiere, wie Staats- oder Unternehmensanleihen. Diese gelten als risikoärmer als Aktienfonds.
• Mischfonds: Sie kombinieren Aktien und Anleihen, um ein ausgeglichenes Risiko-Rendite-Verhältnis zu bieten.
• Immobilienfonds: Sie investieren in Immobilienprojekte und bieten oft stabile, langfristige Erträge.

Der große Vorteil von Investmentfonds liegt in der aktiven Verwaltung: Der Fondsmanager versucht durch seine Marktanalysen und fundierte Entscheidungen, den Markt zu schlagen und so für die Anleger eine höhere Rendite zu erzielen. Diese aktive Verwaltung kostet jedoch mehr, da Managementgebühren anfallen, die die Rendite schmälern können.

Ein ETF funktioniert etwas anders. ETFs bilden in der Regel einen bestimmten Index wie den DAX oder den MSCI World nach. Diese Indizes enthalten eine Reihe von Unternehmen, die nach bestimmten Kriterien (z.B. Größe, Branche) ausgewählt wurden. Der ETF investiert in die gleichen Unternehmen wie der Index und repliziert somit die Marktentwicklung – das bedeutet, ETFs werden passiv verwaltet. Es gibt keinen Fondsmanager, der aktiv eingreift oder Entscheidungen trifft.

Ein Beispiel:
Nehmen wir an, Du investierst in einen ETF, der den DAX abbildet. Der DAX umfasst die 40 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland, darunter Unternehmen wie Volkswagen, Siemens und Allianz. Dein ETF investiert in dieselben Unternehmen und in derselben Gewichtung wie der DAX. Wenn der DAX steigt, steigt auch der Wert Deines ETFs – und wenn der DAX fällt, sinkt auch der ETF-Wert.

Vorteile von ETfs

• Geringe Kosten: Da keine aktiven Managemententscheidungen getroffen werden, sind die Gebühren für ETFs oft deutlich niedriger als bei Investmentfonds.
• Einfache Nachbildung des Marktes: ETFs bieten eine einfache Möglichkeit, an der Entwicklung eines gesamten Marktes teilzuhaben, ohne die Risiken einzelner Unternehmen tragen zu müssen.
• Breite Streuung: Da ETFs oft große Indizes abbilden, erhältst Du eine breite Diversifikation über viele Unternehmen und Branchen.

Der Unterschied:Aktiv vs Passiv

Der zentrale Unterschied zwischen Investmentfonds und ETFs liegt also in der Art und Weise, wie sie verwaltet werden:

• Aktive Verwaltung: Bei Investmentfonds greift der Fondsmanager ein und versucht durch gezielte Käufe und Verkäufe die Rendite zu maximieren und das Risiko zu minimieren. Dies führt zu höheren Gebühren.
• Passive Verwaltung: Ein ETF bildet einfach einen bestehenden Index nach. Es gibt keinen Manager, der aktiv Entscheidungen trifft, weshalb ETFs in der Regel kostengünstiger sind.

Kostenstruktur: Wo zahlt man mehr?

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Investmentfonds und ETFs liegt in der Kostenstruktur. Da Investmentfonds aktiv verwaltet werden, fallen in der Regel höhere Gebühren an, da der Fondsmanager und sein Team für ihre Expertise bezahlt werden müssen. Diese Gebühren können in verschiedenen Formen auftreten:

Managementgebühren: Diese variieren je nach Fonds, liegen aber oft zwischen 1,5% und 2% pro Jahr.
Ausgabeaufschlag: Dieser kann bis zu 5% betragen und fällt bei vielen Investmentfonds beim Kauf von Anteilen an.

Im Vergleich dazu sind ETFs deutlich günstiger, da sie passiv verwaltet werden:

Verwaltungsgebühren (TER – Total Expense Ratio): Diese liegen oft nur zwischen 0,1% und 0,5%.
Keine Ausgabeaufschläge: Da ETFs an der Börse gehandelt werden, entstehen in der Regel nur die üblichen Transaktionskosten, die geringer sind als bei aktiv verwalteten Fonds.

Beispielrechnung:

Angenommen, Du investierst 10.000 Euro in einen aktiv verwalteten Investmentfonds mit einer jährlichen Managementgebühr von 1,5% und einem Ausgabeaufschlag von 5%. Deine Kosten im ersten Jahr wären:

• Ausgabeaufschlag: 500 Euro
• Managementgebühr: 150 Euro

Das bedeutet, dass Du im ersten Jahr 650 Euro an Kosten hättest.

Bei einem ETF mit einer Verwaltungsgebühr von 0,2% würden Deine Kosten im ersten Jahr nur 20 Euro betragen. Langfristig machen diese geringeren Kosten bei ETFs einen großen Unterschied

Flexibilität: Wie leicht ist der Ein und Ausstieg?

Ein weiterer großer Vorteil von ETFs gegenüber Investmentfonds ist die Flexibilität.

ETFs werden an der Börse gehandelt, was bedeutet, dass Du sie genauso wie Aktien während der Handelszeiten kaufen und verkaufen kannst. Das gibt Dir die Möglichkeit, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren. Du kannst zu jedem Zeitpunkt während der Börsenzeiten ETF-Anteile erwerben oder verkaufen und hast so eine sofortige Kontrolle über Deine Anlage.

Investmentfonds hingegen werden in der Regel nur einmal am Tag zum sogenannten Nettoinventarwert (NAV) gehandelt. Der NAV wird am Ende des Handelstages berechnet. Das bedeutet, wenn Du Anteile an einem Investmentfonds kaufen oder verkaufen möchtest, wird der Preis erst nach Börsenschluss festgelegt.

Dadurch hast Du weniger Flexibilität und kannst nicht sofort auf Marktbewegungen reagieren.

Risikostreuung: Sicherheit und Diversifikation

Ein ETF bietet eine passive Diversifikation, indem er einfach den zugrunde liegenden Index nachbildet. Wenn Du zum Beispiel in einen MSCI World ETF investierst, hast Du automatisch Anteile an über 1.600 Unternehmen aus 23 verschiedenen Ländern.

Dadurch bist Du breit gestreut, und Dein Risiko ist global verteilt.

Diversifikation bei Investmentfonds:

Investmentfonds bieten ebenfalls Diversifikation, allerdings auf eine etwas andere Weise. Der Fondsmanager entscheidet aktiv, in welche Vermögenswerte investiert wird, um das Risiko optimal zu streuen. Ein Vorteil eines aktiv gemanagten Fonds ist, dass der Manager die Möglichkeit hat, auf Marktveränderungen zu reagieren und das Portfolio entsprechend anzupassen, um das Risiko zu minimieren. Der Nachteil besteht darin, dass auch menschliche Fehlentscheidungen möglich sind.

Fazit: Welcher Anlegertyp bist du?


Die Entscheidung zwischen einem Investmentfonds und einem ETF hängt stark von Deinen persönlichen Anlagezielen, Deiner Risikobereitschaft und Deinen Präferenzen in Bezug auf Kosten und Flexibilität ab.

• ETFs sind ideal für Anleger, die eine kostengünstige, passive Anlagestrategie bevorzugen. Sie bieten eine breite Streuung, niedrige Kosten und eine einfache Nachbildung des Marktes. Wenn Du einfach an der Entwicklung eines bestimmten Indexes teilhaben möchtest, ohne Dich aktiv um die Verwaltung Deiner Investments zu kümmern, sind ETFs eine gute Wahl. Die geringen Gebühren machen ETFs besonders attraktiv für langfristige Investitionen.
• Investmentfonds eignen sich besser für Anleger, die von einem professionellen Fondsmanager profitieren möchten, der aktiv den Markt beobachtet und gezielt Entscheidungen trifft, um die Rendite zu maximieren oder Risiken zu minimieren. Diese Fonds sind zwar teurer, bieten aber den Vorteil, dass der Fondsmanager auf Marktveränderungen reagiert und das Portfolio aktiv anpasst. Wenn Du bereit bist, höhere Gebühren für die Expertise eines Managers zu zahlen, könnten Investmentfonds besser zu Dir passen.

Wie kannst Du die richtige Wahl treffen?

Wenn Du Dir unsicher bist, welcher Anlagetyp besser zu Dir passt, kannst Du Plattformen wie Morningstar nutzen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Mit Morningstar kannst Du Fonds und ETFs nach Kriterien wie Kosten, Rendite, Risiko und Anlagestrategien vergleichen. Diese Plattform bietet umfassende Analysen und Bewertungen, die Dir helfen, die beste Anlage für Deine individuellen Bedürfnisse zu finden.

Hier kannst Du den Morningstar-Fondsvergleich nutzen: Morningstar Vergleich.

Durch den Vergleich verschiedener Fonds und ETFs kannst Du eine fundierte Entscheidung treffen und sicherstellen, dass Du eine Anlage wählst, die Deinen Zielen entspricht – ob Du nun auf die passive Einfachheit eines ETFs oder die aktive Verwaltung eines Investmentfonds setzen möchtest.

Thomas Forchhammer
Ich bin Thomas und besitze eine große Leidenschaft für Finanzen und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge. Mein Ziel ist es, langfristig finanziell unabhängig zu sein. Aus diesem Grund habe ich mich intensiv mit verschiedenen Investitionsmöglichkeiten beschäftigt und dabei ein besonderes Interesse an Immobilien entwickelt. Meine Beiträge dienen dazu, das Thema Immobilien zu beleuchten, und aufzuzeigen, wie Immobilien strategisch in eine umfassende Altersvorsorge integriert werden können.
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